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Isabella Slesina
Apothekerin | Innovation Specialist

Nitrofurantoin-Suspensionen und ihre Viskositätsprobleme

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Nitrofurantoin ist ein bewährtes Antibiotikum zur Behandlung von Harnwegsinfektionen. Trotzdem stehen Apotheker und Hersteller immer wieder vor Herausforderungen, wenn es um die Verfügbarkeit der Arzneimittel geht und eine individuelle Herstellung in der Apotheke erforderlich wird. Viskositätsprobleme sind häufige Hürden, die die therapeutische Nutzung dieses Medikaments erschweren können. In diesem Blogartikel werfen wir einen genaueren Blick auf die Ursachen dieser Probleme, untersuchen die makrokristalline Struktur des Wirkstoffes und diskutieren mögliche Lösungsansätze sowie die Rolle der Rezepturherstellung um eine stabile und zuverlässige Versorgung sicherzustellen.

Wieso kommt es häufig bei Nitrofurantoin-Suspensionen zu Viskositätsveränderungen?

Ab welcher Konzentration ist mit einer Beeinträchtigung der Viskosität zu rechnen?

Eine mögliche Ursache für eine unerwartete Verdickung der Nitrofurantoin-Suspension könnte auf die makrokristalline Struktur des Wirkstoffes zurückzuführen sein. Die Struktur der Wirkstoffkristalle kann während der Synthese und der anschließenden Verarbeitung des Wirkstoffes beeinflusst werden. Bei der Herstellung von Nitrofurantoin-Suspensionen sollte darauf geachtet werden, dass die Partikelgröße und die Kristallinität des Wirkstoffs konsistent bleiben, um eine gleichmäßige Verteilung in der Suspension zu gewährleisten. Veränderungen in der Synthesemethode oder in den Verarbeitungsbedingungen können jedoch zu einer variablen Partikelgröße führen, die die rheologischen Eigenschaften der Suspension beeinflussen kann. Dies kann sich dann schließlich in Form einer unerwarteten Verdickung der flüssigen Suspension äußern, die die Verabreichung und Dosierung des Medikaments erschwert.

Als Faustregel gilt, dass Nitrofurantoin-Konzentrationen > 2 mg/ml Viskositätsveränderungen verursachen können, vorausgesetzt es wird ein Rohstoff eingesetzt. Bei Fertigarzneimitteln kann dies aufgrund der zusätzlichen Hilfsstoffe, wie sie z.B. in Tabletten enthalten sind, auch schon bei niedrigeren Konzentrationen passieren. Enthalte Hilfsstoffe wie z.B. Cellulose können nachquellen und somit unabhängig vom Wirkstoff ebenfalls die Viskosität erhöhen.

Rezepturvorschriften mit SyrSpend® SF PH4

20. Ferreira AO, Polonini HC, Loures da Silva S, Cerqueira de Melo VA, de Andrade L and Brandão
MAF. Stability of Alprazolam, Atropine Sulfate, Glutamine, Levofloxacin, Metoprolol Tartrate, Nitrofurantoin, Ondansetron Hydrochloride, Oxandrolone, Pregabaline, and Riboflavin in SyrSpend® SF
pH4 Oral Suspensions. Int J Pharm Compd. 2017;21:255-263

29. Polonini H, da Silva SL, de Araújo EP, Ferreira AO, Anagnostou K, Dijkers ECF. Stability of Azathioprine, Clonidine hydrochloride, Clopidogrel bisulfate, Ethambutol hydrochloride, Griseofulvin,
Hydralazine hydrochloride, Nitrofurantoin and Thioguanine oral suspensions compounded with
SyrSpend® SF PH4. Int J Pharm Compd. 2020 May-June;24(3):252-262

Herstellung einer Suspension aus dem Rohstoff

Die Herstellung erfolgt am besten in einer Glasfantaschale, der Rohstoff sollte zuvor nicht gemörsert werden, da dies die Viskositätserhörung und elektrostatische Aufladung des Wirkstoffes fördern kann.

Nitrofurantoin als Rohstoff können Sie direkt im Fagron Webshop beziehen.  

Alle geeigneten SyrSpend® SF PH4- Varianten können Sie ebenfalls im Fagron Online-Shop direkt beziehen.

Hier geht’s zur Produkt-Übersicht von SyrSpend® SF.

Alle Rezepturen können gemäß unserer allgemeine Herstellempfehlung hergestellt werden. Bei Bedarf kann eine Verdünnung durchgeführt werden. Wie hier am besten zu verfahren ist können Sie unserem Dokument zur Herstellung mit Fertigarzneimitteln entnehmen.

Hinweis: Es kann zu einer Phasentrennung kommen, dies stellt aber kein Problem dar, solange sich die Suspension rehomogenisieren lässt bzw. aufschüttelbar ist. Weitere Infos dazu im Dokument zur Herstellung mit Fertigarzneimitteln

Sollen Konzentrationen hergestellt werden, welche nicht in den Dokumenten aufgeführt sind?

Als Orientierung gilt:

Liegt die gewünschte Konzentration zwischen zwei geprüften Konzentrationen, oder liegt sie unterhalb einer geprüften Konzentration, sollte die Herstellung theoretisch möglich sein. Überschreitet die gewünschte Konzentration den geprüften Wert, muss eine individuelle Plausibilitätsprüfung durchgeführt werden, mit dem Fokus auf die physikalische Stabilität.

Hier sollte auch unbedingt die Viskosität individuell eingestellt werden. Dafür kann das Dokument Herstellung mit Fertigarzneimittel genutzt werden.

Herstellung aus einem Fertigarzneimittel (z.B. Tabletten)

Hier sollte beachtet werden, dass nicht nur Nitrofurantoin die Viskosität erhöhen kann, sondern auch die in der Tablette enthaltenen Hilfsstoffe. Es kann damit auch bei niedrigen Wirkstoffkonzentrationen zu einer starken Verdickung der Suspension kommen und daher nicht garantiert werden, dass diese Suspension abgabefähig ist. Achte deshalb bei der Auswahl von Fertigarzneimitteln auf die Hilfsstoffe in den Tabletten und auch auf deren Anteil. Wähle die „höchstdosiertesten“ Tabletten, die am wenigsten Hilfsstoffe beinhalten. Was du noch bei der Verarbeitung von Fertigarzneimitteln beachten musst, kannst du dem Dokument Herstellung mit Fertigarzneimittel entnehmen.

Beachten Sie, dass die Stabilitätsstudien mit dem Rohstoff durchgeführt wurden und du diese damit „nur“ als Anhaltspunkt verwenden kannst. Es ist nichts über die Stabilität in Kombination mit den spezifischen Hilfsstoffen aus dem eingesetzten Fertigarzneimittel bekannt. Denken Sie deshalb über eine Anpassung der Verwendbarkeitsfrist nach.

Ich verlinke Ihnen noch einen weiteren Blogartikel, welcher für Sie in Bezug auf die Suspensionsherstellung aus Fertigarzneimitteln nützlich sein könnte (klicken Sie hier).

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Haftungsausschluss:

Bitte beachten Sie, dass die oben aufgeführten Rezepturbeispiele theoretische Überlegungen sind, die als Hilfestellung bei der Recherche für die Plausibilitätsprüfung dienen sollen. Da jede Rezeptur bzw. Plausibilitätsprüfung durch einen Apotheker oder eine Apothekerin freigegeben werden muss, obliegt es diesem/r, zu entscheiden, ob die Rezeptur sinnvoll bzw. plausibel ist. Die Entscheidung liegt somit ausschließlich beim verantwortlichen Apotheker oder bei der verantwortlichen Apothekerin. Die Firma Fagron GmbH übernimmt keine Haftung.

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