HAUTLEXIKON

Neurodermitis / Atopische Dermatitis

Die atopische Dermatitis, aka Neurodermitis, ist eine chronische Hauterkrankung, die durch entzündliche, juckende und oft schuppige Haut gekennzeichnet ist. Sie betrifft Millionen von Menschen weltweit und kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Ein aufstrebendes Forschungsfeld hat begonnen, das Hautmikrobiom – die Gemeinschaft von Mikroorganismen, die unsere Haut besiedeln – als einen entscheidenden Faktor für das Verständnis und die Behandlung von Neurodermitis zu betrachten.

Die Rolle des Hautmikrobiom?

Das Hautmikrobiom umfasst eine Vielzahl von Bakterien, Pilzen, Viren und anderen Mikroorganismen, die in einem komplexen Gleichgewicht auf unserer Haut leben. Diese Mikroorganismen spielen eine wesentliche Rolle bei der Aufrechterhaltung der Hautgesundheit, indem sie pathogene Keime abwehren, das Immunsystem modulieren und zur Barrierefunktion der Haut beitragen. Mehr Infos zum Thema findest du sonst auch im Abschnitt >>Das Mikrobiom<<

Das gestörte Mikrobiom bei Neurodermitis

Bei Neurodermitis-Patienten ist das Gleichgewicht des Hautmikrobioms oft gestört. Forschungsergebnisse zeigen, dass diese Patienten eine reduzierte mikrobielle Vielfalt und eine erhöhte Präsenz bestimmter pathogener Bakterien, insbesondere Staphylococcus aureus, aufweisen. Dieses Ungleichgewicht kann zur Verschlimmerung der Entzündung und zu Hautinfektionen beitragen, die den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen.

Wie beeinflusst das Hautmikrobiom Neurodermitis?
  • EntzündungsförderungStaphylococcus aureus kann Entzündungsprozesse aktivieren und das Immunsystem dazu veranlassen, übermäßig zu reagieren, was die Hautsymptome verschlimmert.
  • Barrierefunktion: Ein gesundes Mikrobiom trägt zur Integrität der Hautbarriere bei. Bei Neurodermitis ist diese Barriere oft geschwächt, was den Verlust von Feuchtigkeit begünstigt und das Eindringen von Allergenen und Reizstoffen erleichtert.
  • Immunsystem: Das Mikrobiom spielt eine Rolle bei der Ausbildung und Regulation des Immunsystems. Ein gestörtes Mikrobiom kann das Risiko für übermäßige Immunreaktionen erhöhen, die bei Neurodermitis typisch sind.

 

Therapeutische Ansätze: Mikrobiom-Management

Die Erkenntnisse über die Rolle des Hautmikrobioms haben neue therapeutische Ansätze inspiriert:

  • Probiotika und Präbiotika: Diese können helfen, das Gleichgewicht des Mikrobioms wiederherzustellen, indem sie nützliche Bakterien fördern und pathogene Keime unterdrücken.
  • Bakteriotherapie: Die gezielte Anwendung von nützlichen Bakterien wie Lactobacillus-Arten könnte helfen, das Mikrobiom zu stabilisieren und Entzündungen zu reduzieren.
  • Antimikrobielle Peptide: Diese natürlichen Bestandteile des Immunsystems könnten gezielt eingesetzt werden, um pathogene Keime zu bekämpfen, ohne die nützliche Mikroflora zu zerstören.
  • Pflegeprodukte: Die Entwicklung von Hautpflegeprodukten, die das Mikrobiom respektieren und unterstützen, ist ein vielversprechender Ansatz. Diese Produkte sollten frei von aggressiven Chemikalien und reizenden Substanzen sein.

 

Fazit

Das Verständnis der Rolle des Hautmikrobioms bei Neurodermitis eröffnet neue Wege für die Behandlung und das Management dieser chronischen Hauterkrankung. Durch die Wiederherstellung eines gesunden mikrobiellen Gleichgewichts können Entzündungen reduziert, die Hautbarriere gestärkt und die Symptome gelindert werden. Zukünftige Forschung und innovative therapeutische Ansätze könnten dazu beitragen, das Leben von Millionen Neurodermitis-Patienten nachhaltig zu verbessern.

Indem wir das komplexe Zusammenspiel zwischen unserer Haut und ihren mikrobiellen Bewohnern besser verstehen, kommen wir der Entwicklung effektiverer und zielgerichteterer Behandlungen einen entscheidenden Schritt näher.

Referenzen:

Review-Artikel zur Rolle des Hautmikrobioms bei Hauterkrankungen: Kong, H. H., & Segre, J. A. (2017). Skin microbiome: looking back to move forward. Journal of Investigative Dermatology, 137(5), 899-903.

Studien zur mikrobiellen Vielfalt bei Neurodermitis: Kong, H. H., Oh, J., Deming, C., Conlan, S., Grice, E. A., Beatson, M. A., … & Segre, J. A. (2012). Temporal shifts in the skin microbiome associated with disease flares and treatment in children with atopic dermatitis. Genome research, 22(5), 850-859.

Untersuchungen zur Rolle von Staphylococcus aureus bei Neurodermitis: Nakatsuji, T., Chen, T. H., Narala, S., Chun, K. A., Two, A. M., Yun, T., … & Gallo, R. L. (2016). Antimicrobials from human skin commensal bacteria protect against Staphylococcus aureus and are deficient in atopic dermatitis. Science Translational Medicine, 8(332), 332ra45-332ra45.

„Dermatology“ von Bolognia et al.

„Fitzpatrick’s Dermatology in General Medicine“

National Eczema Association

American Academy of Dermatology