Apothekerin I Innovation Specialist & Rezeptur-Coach
Lithium-Orotat hat in den letzten Jahren zunehmend an Interesse gewonnen, insbesondere im Zusammenhang mit Post-Covid-Symptomen und Fatigue. Viele Menschen, die an diesen langanhaltenden Symptomen leiden, suchen nach neuen und effektiven Behandlungsmöglichkeiten. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Vorteile von mikrodosiertem Lithium als Orotat und gibt Apothekern und PTAs wertvolle Hinweise zur Herstellung und Dosierung.
Lithium-Orotat ist eine Verbindung aus Lithium und Orotsäure, die in verschiedenen Ländern, insbesondere in den USA, für ihre möglichen positiven Effekte auf die Psyche bekannt ist. In Deutschland hingegen sind nur Lithiumcarbonat und Lithiumcitrat offiziell als Arzneistoffe anerkannt und monografiert. Lithium-Orotat in Arzneibuchqualität ist hierzulande nicht verfügbar und fällt somit in den Bereich des Off-Label-Uses.
Lithium hat eine geringe therapeutische Breite, was bedeutet, dass der Unterschied zwischen einer wirksamen und einer toxischen Dosis sehr klein ist. Während in der klassischen Lithiumtherapie bei psychischen Erkrankungen höhere Dosen verwendet werden, liegt der Fokus beim mikrodosierten Lithium auf sehr niedrigen Dosierungen, beispielsweise 5 mg (Lithium) pro Einheit. Diese geringen Mengen sollen eine stimmungsaufhellende Wirkung haben, ohne die Risiken einer Überdosierung.
In z.B. den USA wird Lithium-Orotat oft als Nahrungsergänzungsmittel genutzt. In Deutschland sind solche Präparate jedoch nicht zugelassen. Aktuell wird Lithium-Orotat in niedrigen Dosierungen unter anderem zur Unterstützung bei psychischen Belastungen und zur Behandlung von Clusterkopfschmerzen untersucht. Besonders im Zusammenhang mit Post-Covid-Symptomen und deren kognitiven Auswirkungen werden weitere Untersuchungen durchgeführt, da es gegen Mikroentzündungen im Nervensystem wirken soll. Derzeit jedoch sind diese Daten noch nicht ausreichend fundiert.
Tiefere Einblicke in die Therapie mit Lithium kann man im folgenden Artikel gewinnen:
Lithium orotate: A superior option for lithium therapy? – PMC (nih.gov)
Weitere Quellen:
FAQ » Michael Nehls (michael-nehls.de)
Nährstofflexikon Klösterl-Apotheke
Ein Apothekenportal mit einer Übersicht, welche Apotheken bereits mit der Herstellung vertraut sind findet sich ebenfalls online.
In Deutschland sind Lithiumsalze als Nahrungsergänzungsmittel nicht zugelassen; bei den zugelassenen Fertigarzneimitteln finden sich lediglich zwei Produkte, die jedoch beide ein andere Salzform des Lithium enthalten (Quilonum® retard und Hypnorex® retard). Beide sind aufgrund ihrer retardierten Form eher ungeeignet zur Weiterverarbeitung.
Rezepturen mit Lithium-/ Verbindungen wie z.B. Citrat, Carbonat oder Orotat sind in Deutschland verschreibungspflichtig, deshalb bedarf es eine ärztlicher Verordnung.
Weitere Infos dazu in diesem Link:
Orot-Salze in Zulassung / bereits zugelassen Informationen zu Lithium-Orotat
Deshalb kommen hier mögliche Rezepturen ins Spiel: Zunächst gilt es zu klären ob sich die Dosierung auf das reine Lithium oder die Salzverbindung bezieht. Es gibt aktuelle keine offiziellen Rezepturvorschriften für Lithium-Rezepturen, dennoch lassen sich einige Daten zu Rate ziehen um eine mögliche Rezepturherstellung zu ermöglich.
Grundlegende Informationen:
Berechnung:
Grundsätzlich gilt Lithium-Orotat-Monohydrat als sehr stabile Verbindung und sollte daher in den allermeisten Kapselfüllstoffen verarbeitbar sein.
Allgemein finden sich jedoch derzeit nur sehr wenige Informationen, daher kann sich an Fertigarzneimitteln oder Produkten aus Deutschland und Ausland orientiert werden.
In den meisten Fällen wird bei Fertigprodukten auf mikrokristalline Cellulose zurückgegriffen, da es im Sektor der Nahrungsergänzungsmittel (vor allem in den USA) oft vertrieben wird und natürlichen Ursprungs sowie sehr gut verträglich ist.
Z.B. https://www.pureencapsulationspro.com/lithium-orotate-5-mg.html?size=90%20capsules: hier fungiert z.B. Cellulose als Füllstoff, angereichert mit dem Antioxidans Ascorbylpalmitat.
Als Hinweis zu möglichen Hilfsstoffen können auch die Fertigarzneimittel dienen: Quilonum® retard (450 mg Lithiumcarbonat) enthält neben Lactose noch Maisstärke, Hypnorex® retard (400 mg Lithiumcarbonat) enthält unter anderem Mannitol.
Des Weiteren gibt es Hinweise darauf, dass Mannitol die Ausscheidung von Lithium über die Niere steigert (Quelle) Dies hat zwar nicht direkt etwas mit der Stabilität der Wirkstoffen bei der Verarbeitung zu tun, ist aber im Kontext der Therapie könnte dies interessant sein.
Es scheinen also einige Kapselfüllstoffe für die Herstellung geeignet zu sein. Sowohl die mikrokristalline Cellulose als auch Lactose-Monohydrat sind hier die vielversprechendsten Kandidaten.
Beide Kapselfüllstoffe sollten mit min. 0,5% hochdisperses Siliciumdioxid versetzt werden um die Fließeigenschaften zu verbessern.
Lithium-Orotat-Monohydrat kann in unserem Onlineshop als Rohstoff bezogen werden:
Lithium-Orotat-Monohydrat 128,605 mg
DiluCap™ Antioxi q.s.
Hypromellose-Kapsel Gr. 0
Für eine bessere Leistung des Hilfsstoffs in der Formulierung wird empfohlen, dass die verwendete Menge mindestens 30 % (idealerweise 50 %) des gefüllten Volumens der Kapsel ausmacht.
Der Kapselfüllstoff DiluCap™ Antioxi scheint der Zusammensetzung von Nahrungsergänzungsmitteln wie z.B. dem https://www.pureencapsulationspro.com/lithium-orotate-5-mg.html?size=90%20capsules sehr ähnlich zu sein, denn es ist sowohl mikrokristalline Cellulose wie auch Ascorbylpalmitat enthalten.
Inhaltsstoffe DiluCap™ Antioxi:
Lithium-Orotat-Monohydrat 128,605 mg
Cellulose-Siliciumdioxid-Füllmittel (NRF S.54.) q.s.
Hypromellose-Kapsel Gr. 0
Im standardisierten Kapselfüllstoff vom NRF S.54 ist ebenfalls mikrokristalline Cellulose enthalten, aber kein zusätzliches Antioxidans.
Lithium-Orotat-Monohydrat 128,605 mg
Lactose-Monohydrat 99,5% hochdisperses Siliciumdioxid 0,5% q.s.
Hypromellose-Kapsel Gr. 0
Hier dient als Orientierung Quilonum® retard 450 mg Retardtabletten. Dieses Fertigarzneimittel beinhalten allerdings die Lithiumverbindung Lithiumcarbonat, deshalb ist dieser Vorschlag nicht unsere erste Wahl, denn in Nahrungsergänzungsmitteln mit Lithiumorotat ist meist mikrokristalline Cellulose enthalten.
Volumetrische Methode oder Ergänzungsmethode (auch zur Validierung geeignet!), bei erneuter Herstellung kann dann anschließend die gravimetrische Herstellmethode gewählt werden.
Lithium-Orotat-Monohydrat ist wasserlöslich, weshalb auch eine flüssige Lösung denkbar wäre.
Es gibt auch hier wieder Nahrungsergänzungsmittel im Ausland, an welchen man sich orientieren könnte z.B. KAL, Lithium Orotate Drops, Zitrone-Limette, 59 ml (2 fl. oz.) (iherb.com), hier sind folgende Bestandteile enthalten:
Lithium-Orotat-Monohydrat 1,286 g
Kaliumsorbat 0,14 %
Wasserfreie Citronensäure 0,07%
Gereinigtes Wasser ad 100,00 ml
Im Nahrungsergänzungsmittel ist Kaliumsorbat als Konservierungsmittel eingesetzt. Dieses ist ein sicheres Konservierungsmittel welches auch hier eingesetzt werden könnte. Mithilfe von Citronensäure können wir eine schwachsaure Lösung herstellen, in der das Konservierungsmittel effektiv wirken kann. Hier kann sich am DAC/NRF orientiert werden: DAC/NRF: Rezepturhinweise-Datenbank – Sorbinsäure und Kaliumsorbat (pharmazeutische-zeitung.de). Der Zusatz eines Aromas wäre auch hier denkbar.
Die Löslichkeit von Lithiumorotat kann laut Erfahrungswerten der Klösterl-Apotheke im sauren Medium etwas nachlassen. Als Alternative wäre hier Variante 3 denkbar. ACHTUNG: Konzentration 1mg/3ml!
Lithium-Orotat-Monohydrat 1,286 g
SyrSpend SF PH4 Flüssig Orange ad 100,00 ml
Im Nahrungsergänzungsmittel ist Xanthangummi enthalten, welches wahrscheinlich zur Viskositätserhöhung eingesetzt wird. Im SyrSpend® SF PH4 flüssig wäre es die modifizierte Stärke, die die Flüssigkeit leicht andickt. Es wird sowohl bei SyrSpend® SF PH4 flüssig als auch bei den Lithium-Orotat-Drops Natriumbenzoat als Konservierungsmittel eingesetzt. Zusätzlich könnte man SyrSpend® SF PH4 flüssig mit Orangenaroma-/Geschmack einsetzen, um einen frischen Geschmack zu erhalten und den Eigengeschmack des Wirkstoffes zur überdecken. Wie auch beim Nahrungsergänzungsmittel könnte ein Zitrus-Fruchtgeschmack eingesetzt werden.
Inhaltsstoffe SyrSpend® SF PH4 flüssig:
Lithium-Orotat-Monohydrat 2,14g
Propylenglykol 54,0g
Gereinigtes Wasser ad 250,00 ml
Die Löslichkeit von Lithiumorotat kann laut Erfahrungswerten der Klösterl-Apotheke im sauren Medium etwas nachlassen. Daher wurde hier eine Alternative im pH-neutralen Medium entwickelt, die mit Propylenglykol konserviert wurde.
ACHTUNG! Die Dosierung von 1mg Lithium bezieht sich auf 3ml! Umrechnungsfaktor beachten (siehe oben).
Hier kann als Orientierung das DAC/NRF genutzt werden:
Tabelle: Empfehlung zur Festlegung der Aufbrauchfrist
Ermittlung der mikrobiellen Stabilität:
Um welchen Fall handelt es sich?
Fall 2: nicht standardisiertes Rezepturarzneimittel, aber chemisch und physikalisch stabil: Einstufung gemäß Tabelle 1 Jahr/ 6 Monate
Fall 5: Rezepturarzneimittel mit zweifelhafter Stabilität: Aufbrauchfrist auf maximal 4 Wochen begrenzen
Fazit: Beide Bereich müssen separat von einander betrachtet werden, der „schwächere“ Part gibt dann die Aufbrauchfrist vor. Die kann bei Fall 5 trotz Konservierung zu einer Haltbarkeit von lediglich maximal 4 Wochen führen!
Da es für Lithium-Orotat keine Arzneibuchmonographie gibt muss die Ausgangsstoffprüfung nach einer Internen-Prüfvorschrift geprüft werden. Die kann beim Hersteller des Rohstoffes angefragt werden.
Mögliche Prüfungen auf Identität:
Prüfanweisung von Fagron: Hier klicken
Bitte beachten Sie, dass die oben aufgeführten Rezepturbeispiele theoretische Überlegungen sind, die als Hilfestellung bei der Recherche für die Plausibilitätsprüfung dienen sollen. Da jede Rezeptur bzw. Plausibilitätsprüfung durch einen Apotheker oder eine Apothekerin freigegeben werden muss, obliegt es diesem/r, zu entscheiden, ob die Rezeptur sinnvoll bzw. plausibel ist. Die Entscheidung liegt somit ausschließlich beim verantwortlichen Apotheker oder bei der verantwortlichen Apothekerin. Die Firma Fagron GmbH übernimmt keine Haftung.
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