Picture of Isabella Slesina

Isabella Slesina

Apothekerin I Innovation Specialist & Rezeptur-Coach

Suspension herstellen aus Weichkapseln?

Verarbeitung von Weichkapseln in SyrSpend® SF – Ein Leitfaden

Die Verarbeitung von Weichkapseln in SyrSpend® SF stellt eine besondere Herausforderung dar, da bislang keine spezifischen Daten zur Stabilität und Eignung vorliegen. In diesem Artikel beleuchten wir die wichtigsten Aspekte und geben praktische Hinweise, wie Sie dennoch sicher und effizient arbeiten können.

Grundlegende Empfehlungen

Grundsätzlich sind Weichkapseln nicht unbedingt die ideale Darreichungsform für die Weiterverarbeitung zu einer Suspension. Aufgrund der potenziellen Herausforderungen wie ungleichmäßiger Wirkstoffverteilung, Aufrahmung oder Materialeigenschaften der Kapselhülle sollte – sofern kein Rohstoff verfügbar ist – bevorzugt auf Injektionslösungen, Tabletten oder Hartkapseln mit Pulverfüllung zurückgegriffen werden. Diese Alternativen bieten als Quelle für den Wirkstoff eine stabilere Basis für die Herstellung von Suspensionen und minimieren das Risiko von Qualitätsmängeln oder Verlusten während des Herstellungsprozesses.

Dennoch können unter bestimmten Bedingungen Weichkapseln ebenfalls verarbeitet werden. Dafür müssen jedoch spezifische Parameter beachtet werden, um die Qualität und Sicherheit der Suspension sicherzustellen.

Hier gilt: Da keine Stabilitätsdaten verfügbar sind, sollte die Haltbarkeit des hergestellten Produkts stark eingeschränkt werden. Eine Orientierung bieten hierbei Fall 5 des NRF/DAC  max. 4 Wochen oder die Vorgaben der USP <795>  max. 35 Tage.

Wichtig: Die hier vorgestellten Verarbeitungsschritte basieren auf theoretischen Überlegungen und sind nicht durch Studien validiert. Eine umfassende Plausibilitätsprüfung und Risikobewertung vor Beginn der Verarbeitung ist daher unabdingbar.

Vorteile der SyrSpend® SF Pulver-Varianten

Für eine sicherere Verarbeitung mit Fertigarzneimitteln wird die Verwendung der Pulver-Varianten von SyrSpend® SF empfohlen. Diese eignen sich in diesen Fällen oft besser, siehe die vergleichbaren Rezepturen mit Injektionslösungen.

SyrSpend® SF PH4 Pulver
SyrSpend® SF PH4 NEO

Wichtige Aspekte bei der Verarbeitung

Medium des Wirkstoffs in der Weichkapsel

  • Wasserlösliche Medien (z. B. Glycerol):
    Diese lassen sich in der Regel problemlos weiterverarbeiten. Hydrophile Weichkapseln eignen sich theoretisch recht gut für eine Weiterverarbeitung in wässrige Medien.

  • Ölige Medien (z. B. mittelkettige Triglyceride):
    Bei lipophilen Weichkapseln kann es in wasserbasierten Medien zu einer Aufrahmung und damit zu einer ungleichmäßigen Wirkstoffverteilung kommen. Sie sind daher für die Verarbeitung weniger gut geeignet.

Wirkstoffzustand in der Kapsel

  • Suspendierter Wirkstoff:
    Geeignet, da der Wirkstoff nicht vollständig gelöst ist und eine gleichmäßige Verteilung in einer Suspension leichter erreicht werden kann.

  • Gelöster Wirkstoff:

    • In wasserlöslichen Medien gut verteilbar und damit theoretisch gut einsetzbar.
    • In öligen Lösungen kann es bei der Verarbeitung in wässrigen Medien zu Aufrahmung kommen, was eine gleichmäßige Verteilung erschwert, da der Wirkstoff hauptsächlich in der öligen Phase vorliegen wird.

Material der Kapselhülle

  • Wasserlösliche Weichkapselhüllen:
    Diese sind theoretisch für die Verarbeitung geeignet.
  • Kapseln mit modifizierter Freisetzung:
    Nicht geeignet, da sie ihre spezielle Freisetzungseigenschaft in SyrSpend® SF und anderen Suspensionsmedien verlieren.

Thermische Stabilität des Wirkstoffs

  • Thermisch stabil:
    Die Weichkapseln können in diesem Fall bei maximal 80°C in warmem Wasser aufgelöst werden. Eine genaue Überwachung der Temperatur ist hierbei entscheidend. Ebenfalls sollte auf den Ausgleich von Verdunstungsverlusten geachtet werden.

  • Nicht thermisch stabil:
    Die Weichkapseln müssen aufgestochen und der Inhalt herausgedrückt werden. Dabei ist zu beachten, dass es zu Verlusten kommen kann. Daher sollte der Kapselinhalt genau berechnet und ein ausreichend hoher Rezepturzuschlag eingeplant werden.

Podcastfolge:

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Verarbeitungsschritte bei thermisch stabilen Wirkstoffen

Auflösen der Kapseln:
Die benötigte Menge an Kapseln wird in warmem Wasser (max. 80°C) gelöst. Die Temperatur sollte kontinuierlich überwacht werden.

Abkühlen und Kontrolle:
Nach dem Auflösen wird die Lösung auf Raumtemperatur abgekühlt. Verdunstungsverluste müssen ausgeglichen werden.

Qualitätsprüfung:
Die Lösung sollte niedrigviskos sein (ähnlich wie Wasser oder nur leicht dickflüssiger). Es dürfen keine Agglomerate oder starke Trübungen vorhanden sein.

Herstellung der Suspension:

  • Die hergestellte Lösung kann analog zur Herstellung mit Injektionslösungen mit SyrSpend® SF verwendet werden. Dabei wird das benötigte Wasser oder die Injektionslösung durch die Kapsellösung ersetzt.
  • Dosierung: Die Konzentration und Stärke der Suspension müssen korrekt berechnet werden.

 

Hinweis: Es können keine höheren Konzentrationen in der Suspension erreicht werden, als die ursprüngliche Lösung aufweist. Ein Aufkonzentrieren ist nicht möglich.

Auszug aus dem Dokument Herstellung mit Fertigarzneimitteln

Lieferengpass: Ethosuximid bzw. Petnidan® Saft 50 mg/ml

Beim aktuellen Lieferengpass von Ethosuximid (Petnidan® AFT 50 mg/ml) stellt die Herstellung einer Suspension aus Weichkapseln eine mögliche Alternative dar. Eine Rezepturvorschrift für Suspension Ethosuximid 25 mg/mL kann dem Online DAC/NRF entnommen werden, wie auch weitere Hinweise zu Ethosuximid

Wirkstoffprofil:

  • Thermostabil Information von Desitin Arzneimittel GmbH, dass die Weichkapseln bei 80°C in Wasser gelöst werden können.
  • pH 5-6,5 Ethosuximide Oral Solution: Package Insert / Prescribing Info (www.drugs.com)
  • Leicht löslich in Wasser Ph.Eur. 11.0/0764/ Ethosuximid

Fertigarzneimittel:

Fachinformation von Petnidan®/Petnidan® Saft

2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE
ZUSAMMENSETZUNG
Petnidan®
1 Weichkapsel enthält 250 mg Ethosuximid.
Dieses Arzneimittel enthält 6 mg Sorbitol pro
Kapsel.
Petnidan® Saft
1 ml Lösung zum Einnehmen enthält 50 mg
Ethosuximid. 1 Applikationsspritze (5 ml)
enthält 250 mg Ethosuximid.
Sonstige Bestandteile mit bekannter Wirkung:
Methyl(4-hydroxybenzoat)-Natriumsalz

6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Petnidan®
Eisenoxidhydrat (E 172), Gelatine, Glycerol,
D-Mannitol – D-Glucitol – Sorbitan – höhere
Polyole-Gemisch, Macrogol 300, Mittelkettige Triglyceride, Titandioxid (E 171) ,gereinigtes Wasser
Petnidan® Saft
Karamell-Aroma, Citronensäure (E 330), Hypromellose, Macrogol 300, Methyl(4-hydroxybenzoat) Natriumsalz (E 219), Saccharin-Natrium, gereinigtes Wasser

Aromen:

Den meisten Ethosuximid-Säften sind Karamell- oder Sahnearomen zugesetzt. Es sollte eventuell bedacht werden, ob auch der Rezeptur ein Aroma hinzugefügt werden sollte, um die Compliance zu verbessern. Diese Geschmacksrichtung wird häufig bei Wirkstoffen mit alkalischem, salzigem oder süßem Geschmack eingesetzt.

Hierzu kann folgender Artikel zu Rate gezogen werden: INTERPHARM 2023: Rezepturen: Welches Aroma passt zu welchem Wirkstoff-Geschmack?

„Hier liefert das „Formularium paediatricum“ eine Übersicht:

  • Sauer schmeckende Wirkstoffe werden besonders gut durch Kirsch-, Zitrone-, Limetten-, Mandarinen-, Orangen- oder Erdbeergeschmack maskiert.
  • Ein alkalischer Geschmack kann von Banane, Karamell, Kirsche, Lakritz, Maracuja und Pfirsich überdeckt werden.
  • Schmeckt es bitter, helfen Kirsch-, Schokolade-, Grapefruit-, Lakritz-, Erdbeer-, Pfirsich-, Himbeer- und Tutti-Frutti-Aromen.
  • Salziges wird am besten mit Karamell-, Grapefruit-, Zitronen-, Orangen- und Vanille-Aroma kombiniert.
  • Und sogar für süße Wirkstoffe gibt es Aroma-Stoffe, die man empfehlen kann: Banane, Karamell, Sahne, Schokolade, Traube und Vanille.“

Online DAC/NRF Rezepturfinder: Ethosuximid-Suspension 25 mg/mL

Ethosuximid Weichkapseln 250 mg 10 Stück

Methyl-4-hydroxybenzoat-Lösung 0,2% zu 102,0g/ 100ml

Die genaue Herstellungsanweisung kann dem Online DAC/NRF entnommen werden: DAC/NRF: Rezepturhinweise-Datenbank – Ethosuximid

Kann auch eine Ethosuximid-Suspension 50 mg/mL hergestellt werden?

Das DAC/NRF empfiehlt dies nicht.

Zitat: „Die Wirkstoffkonzentration wurde im Vergleich zum Fertigarzneimittel von 50 mg/mL (2) auf 25 mg/mL reduziert. Grund dafür ist, dass im durchgeführten Testversuch die hergestellte Suspension mit 50 mg/mL, aus aufgelösten Ethosuximid-Weichkapseln hergestellt, nach einem Tag bei Temperaturen unter 20 °C gelierte und sich nicht mehr aufschütteln ließ. Die Suspension mit 25 mg/mL hingegen blieb auch nach mehreren Tagen Standzeit gut aufschüttelbar.“

(2) Desitin Arzneimittel GmbH, Fachinformation: Petnidan®/Petnidan® Saft (Stand: Dezember 2016).

DAC/NRF: Rezepturhinweise-Datenbank – Ethosuximid

Kann eine Ethosuximid-Suspension 25 mg/mL mit SyrSpend® SF hergestellt werden?

Leider liegen uns bisher noch keine Ergebnisse über die Stabilität und Kompatibilität von Ethosuximid in SyrSpend® SF vor.

Eine Herstellung wäre im Rahmen einer Plausibilitätsprüfung und Risk Assessment des verantwortlichen Apothekers zu ermitteln, hierzu kann die Arbeitshilfen Plausibilitätsprüfung und Herstellung aus Fertigarzneimitteln genutzt werden.

Des Weiteren kann folgender Podcast genutzt werden: 

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Wie auch folgender Blogartikel: 

Haftungsausschluss:

Bitte beachten Sie, dass die oben aufgeführten Rezepturbeispiele theoretische Überlegungen sind, die als Hilfestellung bei der Recherche für die Plausibilitätsprüfung dienen sollen. Da jede Rezeptur bzw. Plausibilitätsprüfung durch einen Apotheker oder eine Apothekerin freigegeben werden muss, obliegt es diesem/r, zu entscheiden, ob die Rezeptur sinnvoll bzw. plausibel ist. Die Entscheidung liegt somit ausschließlich beim verantwortlichen Apotheker oder bei der verantwortlichen Apothekerin. Die Firma Fagron GmbH übernimmt keine Haftung.

Wenn dir dieser Artikel gefallen hat, teile ihn gerne mit deinen Kollegen:
WhatsApp
Facebook
LinkedIn
Print
Email